Simon van Raalte

Es kam wie erwartet – und doch gab es Grund, mit dem Ausgang zu hadern: Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld verloren ihr erstes Auswärtsspiel der Saison bei BW Sontra glatt mit 0:3 (26:52/ 5085:5317). Chancenlos. Wieder einmal. Oder doch nicht?
Anders als in den zurückliegenden beiden Jahren boten die heimstarken Nordhessen dieses Mal sehr wohl Angriffsfläche, um einen Zähler mitzunehmen: zwei Zahlen in den 860ern und eine unter 850 spielten die Gastgeber – das ist auf den ergiebigen Bahnen in Sontra nicht unmöglich. Wie es geht zeigte am Samstag Michael Schlüter, der mit 866 Holz das beste Ergebnis auf Reckenfelder Seite erzielte. Dieter Stumpe steigerte sich nach mäßigem Beginn auf ordentliche 857 Holz. Gegen Sontras Markus Kachel (925 Holz) und Michael Mutter (906) konnten beide Reckenfelder damit zwar nicht mithalten. Der Wert der beiden SCR-Zahlen zeigte sich jedoch im zweiten Block, als Florian Böhm (862) und Daniel Hofmann (866) für Sontra jeweils knapp hinter Schlüter blieben – aber eben auch knapp vor Stumpe. Das war umso bitterer, weil sich auch Stefan Lampe mit 859 Holz am Ende haarscharf hinter den beiden Gastgebern einordnete. Andre Ahlers ärgerte sich über für seine Verhältnisse schwache 824 Holz.
Dass Sontras Markus Langer am Ende mit 845 Holz eine weitere angreifbare Zahl spielte, half den Reckenfeldern auch nicht mehr, denn sein Teamkollege Andreas Schad steuerte mit 913 Holz ein weiteres Top-Ergebnis bei. Nick von Voss (843) in seinem ersten Bundesliga-Auswärtsspiel und Michael Reisch (825) konnten dem SCR-Konto keine weitere Wertung hinzufügen.
Auf der langen Rückfahrt hatten die Reckenfelder ausreichend Gelegenheit zu analysieren, warum sie diese Chance auf einen unerwarteten Punktgewinn nicht beim Schopf gepackt hatten.

Erstmals seit mehr als zwei Jahren ohne Auswärtspunkt blieb am Sonntag die SCR-Reserve: In der Westfalenliga verlor sie bei der SpG. Herne 2 mit 0:3 (29:49/ 4511:4727). Dabei überzeugten Björn van Raalte (796 Holz), der als Verstärkung aus der Ersten eingesetzte Nick von Voss (774) und Udo Reinker (770).
Der alles überragende Marcel Reisch drückte der Oberliga-Partie der SCR-Vierten gegen BW Ottmarsbocholt seinen Stempel auf. Mit 880 Holz erzielte der 19-Jährige eine neue persönliche Bestleistung und sorgte damit quasi im Alleingang dafür, dass die Reckenfelder dieses Heimspiel für sich entschieden. Stark spielte auch Helmut Kenning (745). Die Partie endete 2:1 (19:17/ 2944:2839).
In der Bezirksliga gewannen die 5. und 6. Mannschaft des SCR ihre Auswärtsspiele und liegen damit in der Tabelle auf den Plätzen eins und zwei. Die Fünfte gewann bei GW Nottuln 3 mit 3:0 (26:10/ 2775:2461), die Sechste beim ESV Münster 4 mit 3:0 (22:14/ 2750:2584).

Im Grunde könnte man sich die weite Anreise sparen: Fast 300 Kilometer sind es von Reckenfeld bis ins nordhessische Sontra, direkt an der Grenze zu Thüringen. Beim dortigen KV Blau-Weiß bestreiten die Zweitliga-Kegler des SCR am Samstag (13 Uhr) ihr erstes Auswärtsspiel in dieser Saison. Und sie werden mutmaßlich mit leeren Händen zurück fahren. Denn Sontras Heimstärke ist beeindruckend: Der letzte Punktverlust auf eigener Bahn liegt fast drei Jahre zurück – damals spielte die Mannschaft noch in der Hessenliga und der Gegner hieß GF Fulda.
Seitdem gab es für Gäste im Kegelsportcenter an der Jahnstraße nichts zu holen. Die Hessen spielen auf ihren ergiebigen Kunststoffbahnen ausgesprochen konstant und regelmäßig Zahlen weit jenseits der 900. So war auch der SCR in den letzten beiden Jahren dort chancenlos. Diese Heimstärke hievte das Team in der vergangenen Saison bis auf Tabellenplatz drei. “Sich dort mit zwei Leuten oben reinzusetzen, ist verdammt schwer”, weiß auch Reckenfelds Mannschaftsführer André Ahlers, der trotzdem für den Fall der Fälle gewappnet sein will: “Wenn Sontra wider Erwarten Schwächen zeigen sollte, müssen wir da sein.”
Personell plant der SCR keine Veränderungen. Jonas Müller fällt aufgrund seiner Bänderverletzung weiterhin aus.

Die Spiele der übrigen SCR-Mannschaften am Wochenende:
SpG. Herne 2 – SC Reckenfeld 2 Sonntag, 10 Uhr
SC Reckenfeld 4 – BW Ottmarsbocholt Sonntag, 10 Uhr
GW Nottuln 2 – SC Reckenfeld 5 Sonntag, 14 Uhr
ESV Münster 4 – SC Reckenfeld 6 Sonntag 10 Uhr

Die Zweitliga-Kegler des SC Reckenfeld sind zum Saisonstart mit einem blauen Auge davon gekommen. Nach gutem Beginn geriet der Zusatzpunkt gegen SK Mülheim am Ende noch in Gefahr. Schlussendlich konnten die Reckenfelder aber doch das erhoffte 3:0 (48:30/ 5036:4759) verbuchen.
Ein eindrucksvolles Bundesliga-Debüt lieferte SCR-Neuzugang Nick von Voss: Der 24-Jährige zeigte keinerlei Nervosität, spielte alle vier Bahnen auf hohem Niveau und setzte mit 882 Holz gleich ein Ausrufezeichen. André Ahlers wirkte anfangs etwas verkrampft, steigerte sich dann aber mit einer starken Schlussbahn auf ebenfalls gute 855 Holz. Weil die Mülheimer Andreas Happe (761 Holz) und Stefan Schröter (740) ganz schwach spielten, war der Gesamtsieg nach dem ersten Block schon so gut wie eingetütet.

Nun ging es darum, auch den Zusatzpunkt zu sichern. Doch hier bot der Reckenfelder Mittelblock mit Michael Schlüter (816) und Michael Reisch (813), der am Samstag sein 200. Bundesligaspiel bestritt, gleich zwei Angriffspunkte, die Mülheims Kim Zimmermann mit 827 Holz zu nutzen wusste. Die Gäste hatten damit zwei Wertungen auf ihrer Habenseite – das sah noch nicht dramatisch aus, weil Joachim Pohl und später auch Michael Kolba (beide 772) für den Ausgang keine Rolle spielten.
Doch es wurde noch mal spannend: Im Schlussblock begann Stefan Lampe mit starken 235 Holz, danach aber lief bei ihm nichts mehr zusammen, so dass er sich mit 815 Holz begnügen musste. Gleichzeitig spielte sich der Mülheimer Michael Kuenkamp in einen Rausch: Mit 887 Holz schob er sich sogar noch an Nick von Voss vorbei und sicherte seinem Team 12 Punkte in der Unterwertung. Dieter Stumpe ließ sich dadurch jedoch nicht beirren. Mit 855 Holz überspielte er souverän Zimmermanns 827 aus dem Mittelblock und tütete damit das 3:0 ein.
Die Erleichterung war den Reckenfeldern nach dem erfolgreichen Ligastart deutlich anzumerken. “Wir müssen uns steigern”, meinte Mannschaftsführer André Ahlers. Drei Zahlen zwischen 810 und 820 sind derzeit auf den Bahnen am Wittlerdamm zu wenig, so sein selbstkritisches Fazit.