Nur eine einzige Saison hat er das Trikot des SC Reckenfeld getragen, doch dieses eine Jahr reichte, um sich nachhaltig in die Herzen der Reckenfelder Keglerfamilie zu spielen. Als talentierter Nachwuchskegler mit anfangs gerade 16 Jahren hatte Robin Graes in der Spielzeit 2016/2017 großen Anteil am Gewinn der Meisterschaft in der Westfalen-Nord-Liga. In den folgenden Playoffs scheiterte der SCR knapp am Aufstieg in die NRW-Liga – und Robin Graes zog es zur damals klassenhöheren KV Gütersloh-Rheda. Nun kehrt er als gestandener Bundesliga-Spieler zurück nach Reckenfeld.
„Ich wollte eigentlich sportlich etwas kürzer treten“, sagt Graes, der in Darup wohnt. Fünf Jahre spielte er zuletzt für die TG Herford in der 1. Bundesliga. Fünf Weltmeister-Titel im Junioren-Bereich hat er inzwischen gesammelt. Die 2. Bundesliga ist auf dem Papier also tatsächlich ein kleiner Schritt zurück. Doch Robin Graes ist nicht der Typ, der sich auf seinem Talent und den sportlichen Erfolgen der Vergangenheit ausruht. „Wenn ich auf die Bahn gehe, will ich immer Leistung bringen“, sagt er. Lange Zeit zierte er sich, wenn Andre Ahlers ihn nach Reckenfeld zu lotsen versuchte. Irgendwann sagte er dann doch ja. Denn die Verbindung zwischen Graes und dem SCR ist seit der Saison 16/17 nie abgerissen. Im Gegenteil: Als die neue SCR-Sportanlage am Wittlerdamm entstand und der Verein in Eigenleistung die Kegelbahnen in Hiltrup ab- und in Reckenfeld wieder aufbaute, packte Graes regelmäßig mit an. Teilweise half er samstags morgens ein paar Stunden mit, um anschließend zum Bundesliga-Spiel nach Herford zu fahren. „Das ist für mich natürlich auch ein Argument, jetzt auf den Bahnen zu spielen, die ich selbst mit aufgebaut habe“, sagt er. Die kürzere Anfahrt von Darup nach Reckenfeld statt nach Herford ist ein weiterer Punkt.
Für den SCR ist Robin Graes sicher nicht nur wegen der emotionalen Bindung ein enormer Zugewinn. „Er wird uns sportlich auf jeden Fall weiterhelfen“, sagt Teamsprecher Andre Ahlers, dessen hartnäckiges Werben schlussendlich von Erfolg gekrönt war. Beim Zweitliga-Auftakt am Samstag (12 Uhr) in Osnabrück ist der 24-Jährige selbstverständlich gesetzt. Die Niedersachsen sind zwei Jahre nach ihrem Abstieg zurück in Liga zwei und dürften es schwer haben, sich in der Klasse zu etablieren. Für die Reckenfelder bedeutet das, dass sie gleich zum Saisonstart unter Druck stehen, auswärts punkten zu müssen. Dabei ist schwer vorhersehbar, was einen im Kegelcenter „Im Schütting“ erwartet: Mitunter haben die Bahnen durchaus ihre Tücken, während sie an anderen Tagen recht ergiebig sind. Beim letzten Aufeinandertreffen im Herbst 2021 verlor der SCR knapp mit 25 Holz. Dieses Ergebnis würde man dieses Mal nur allzu gern drehen.